Morgan Page
Morgan Page ist DJ und Produzent, mehrfach GRAMMY-nominiert, hat Remixe für Ellie Goulding, Madonna und Deadmau5 gemacht. Ich habe mit ihm über seinen Produktions-Workflow gesprochen und wie er die Tonaly App in diesem Prozess verwendet.
Hi Morgan, danke, dass du dir die Zeit nimmst, uns einen Einblick in deinen Workflow zu geben. Wie lange bist du schon mit Musik beschäftigt? Wann und wie hast du angefangen?
Ich mache jetzt seit mehr als 20 Jahren Musik. Angefangen habe ich sehr früh, als ich ungefähr 12 Jahre alt war. Ich habe mir damals ein grundlegendes Computer-Setup zusammengebaut – einen Tandy-Computer mit Tracker-Software. Als die Computer dann immer besser wurden wuchs mein Setup. Ich fing mit einem Akai MPC 2000 und einem Emu e6400 an. Legte mit Drumcomputern und manuellen Sequenzern los, später wurde das Ganze dann immer mehr softwarelastiger.
Wie lässt du dich inspirieren? Wie beginnst du eine Komposition? Bist du eher der Typ, der genau weiß, wie ein Song am Ende klingen soll, oder komponierst und entwickelst du einen Song während der Produktion?
Für mich ist es der richtige Weg, sich inspirieren zu lassen, einfach anzufangen. Mit einem einzelnen Akkord oder einer Folge von Akkorden zu beginnen. Einfach eine Möglichkeit zu haben, den Prozess zu starten und nicht darüber nachzudenken, wie die Tracks aufgebaut sind, welches Template ich nutze etc. Ich will einfach starten und den kreativen Fluss sehr schnell in Gang bringen. Und wenn ich an einem Song arbeite, verändert er sich stetig während ich daran arbeite. Ich habe sehr lockere Vorlagen, mit denen ich beim Arrangement arbeite. Einfach nur um zu strukturieren, wie viele Takte es für jeden Abschnitt gibt.
Aber ich habe wirklich keine Ahnung, wie die endgültige Form sein wird. Oft lasse ich sie offen genug, damit ein Remixer eine clubfähigere Version machen kann. Ich mache dann vielleicht einen Akustik-Mix. Meistens fange ich mit round about 128bpm an und teste bis ich das richtige Tempo finde. Oft dauert es eine Weile das richtige Tempo für einen Track zu finden. Man muss drauf achten, was der Track braucht.
Spielst du selbst ein oder mehrere Instrumente? Hattest du Unterricht, oder hast du dir alles selbst beigebracht?
Ich denke es ist wichtig ein paar Instrumente zu lernen. Aber auch auszuprobieren um das "Muscle memory" und die typischen Komfortpunkte zu überwinden. Ich habe gelernt, Klavier zu spielen. Habe ein paar Jahre Klavierunterricht genommen. Nicht allzu viele als ich noch ein kleines Kind war. Ich liebe es einfach, in die Musik eintauchen zu können, ohne dass die trockene Theorie ein großer Teil davon ist. Momentan verbringe ich aber wieder mehr Zeit damit, mich mit dem Thema "Musiktheorie" zu beschäftigen um zu sehen, warum die Dinge funktionieren – eine Art "Reverse Engineering".
Zur Zeit beschäftige ich mich auch viel mit Gitarren. Wenn ich da einfach drauf los spiele, kommen oft wirklich interessante Melodien dabei rum. Ich teste einfach verschiedene Akkordfolgen, verschiedene Arten, Dinge auf dem Griffbrett zu spielen. Da eröffnet sich eine ganze Welt von Möglichkeiten.
Versuchst du neue Harmonien für einen Remix zu finden, oder hältst du dich an die Originalakkorde des Songs?
Wenn ich einen Remix mache, dreht sich alles darum, Akkord-Voicings zu kreieren, die gut mit den Lead-Vocals harmonieren, wenn es sich um einen Track mit Gesang handelt. Ich habe kürzlich einen Remix für Deadmau5 für "Imaginary Friends" gemacht. Es war ein Remix von einem seiner eigenen Songs. Ich habe einen orchestralen Mix ohne Gesang gemacht, was eine Herausforderung war. Ich konnte nur mit Streichersamples arbeiten. Am Ende war das eine wirklich coole Einschränkung für den Track, nur die Streicher zu bearbeiten und zu filtern und als Sample zu verwenden.
Typischerweise will ich aber eine neue Akkordfolge machen, die sich um den Gesang legt und ihm Unterstützung gibt.
Wie ist dein Setup? Welche Software, Instrumente, Plugins und Apps benutzt du im Studio oder zum Komponieren? Hast du Tipps für andere Produzent*innen?
Im Moment dreht sich mein Setup nur um Ableton Live. Dazu habe ich noch ein bisschen analoges Equipment. Zum Beispiel einige Avalon-Geräte wie einen 737 und einen 1176 Clone von Purple Audio. Ich tracke alles über Universal Audio Apollo.
Über die Jahre habe ich aber mein Setup verkleinert. Weniger Zeug – besseres Zeug. Einfach um es klein zu halten. Weniger Dinge die Fehler verursachen können.
Auf der Synth-Seite habe ich ein paar Dave Smith Geräte, einen Prophet, einen OB-6 und Moog Voyager. Ich habe ein echtes Klavier, einen alten Steinway, der ungefähr 70 Jahre alt ist. Den benutze ich hauptsächlich zum Schreiben, und dann habe ich ein paar billige Gitarren und ein paar Bässe, um das Songwriting in Gang zu bringen.
Software-mäßig benutze ich eine Menge Universal Audio Plugins, eine Menge Waves, FabFilter. Ich liebe Sachen wie RC-20 für den Mix. Ich liebe wirklich all die Cableguys Plugins für Sidechaining, was ein so großer Teil der Dance Musik ist. Ich benutze VolumeShaper innerhalb der ShaperBox 2. Das ist eine großartige Suite von Plugins, die einfach großartig zusammen passt.
Softsynth-mäßig liebe ich Zebra. Ich liebe das "Dark Knight" Preset Pack (Es ist so gut!). Diva ist großartig. Ich benutze Wavetable innerhalb von Ableton. Ab und zu ein bisschen Massive, und natürlich liebe ich Tonaly dafür, dass es oft meinen kreativen Prozess in Gang bringt.
Nebenbei: Neben meiner üblichen "Daily work" habe ich noch eine Webseite, auf der es kostenlose Tipps für Musiker gibt. Du solltest auf jeden Fall mpquicktips.com auschecken!
Wie arbeitest du mit Tonaly? Wie integrierst du die App in deinen Workflow?
Ich nutze Tonaly auf eine sehr einfache Art und Weise. Nur um den Prozess in Gang zu bringen. Ich probiere verschiedene Akkorde und verschiedene Kadenzen aus, um zu sehen, was mich anspricht, was den "kreativen Juice" fließen lässt. Es gibt so viel, was die App kann! Unter der Haube ist eine Menge an Funktionalität eingebaut. Ich benutze nur die Spitze des Eisbergs. Aber ich denke, dass es super nützlich ist den Quintenzirkel zum "herumspielen" zu nutzen. Und es ist hilfreich, harmonischen Möglichkeiten einzugrenzen.
Ich kann mir vorstellen, dass du hauptsächlich den "Songwriting" Modus der App benutzt, oder benutzt du auch den "Tonleitern" und "Tonarten" Modus der App?
Ich benutze beides, und ironischerweise benutze ich den "Songwriting" Teil gar nicht so oft. Für mich ist es ein Tool um schnell Dinge auszuprobieren und die Entwicklung eines Songs voranzutreiben. Ich benutze da die App auf eine sehr "manuelle" Art und Weise.
Die Tonaly App wird regelmäßig verbessert und erweitert. Was vermisst du in der App? Was würdest du dir wünschen?
Eine große Sache, die ich mir sehr wünsche, ist mehr Integration in DAWs. So dass ich Samples per Drag and Drop ziehen kann und sie dann um den Quintenzirkel herum organisiert sind. So sind die Dinge auf die Akkorde innerhalb der Tonart beschränkt, damit alles gut klingt. Das wäre wirklich cool zu sehen. Es gibt so viel, mit dem man experimentieren könnte und so viele Möglichkeiten, es anzuwenden.
Danke, Morgan! Tonaly Pro für macOS mit CORE-MIDI-Integration ist ab sofort verfügbar.
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