Über das Üben mit

Tim Riddle

Ich habe mit Tim Riddle, Gitarrist und Songwriter über seine Routine beim Üben und über die Tools, die er dabei nutzt, gesprochen. Und darüber, wie er das Üben mit dem Songs schreiben verbindet.

Hi Tim, danke, dass du dir die Zeit nimmst uns einen kleinen Einblick in dein Übe-Routine zu geben. Wie lange machst du schon Musik? Hast du mit Gitarre angefangen oder bist du erst später dazu gekommen?

Hi Chris, danke für die Einladung! Ich mache Musik, seit dem Kindesalter: Als erstes mussten die Kochtöpfe meiner Mutter als Schlagzeugersatz herhalten, dann so mit acht habe ich angefangen Klavier zu spielen. Zwischendurch war dann auch mal Schlagzeug angesagt – das war aber alles nicht so das Richtige für mich. Mit ca. 16 Jahren habe ich dann angefangen Gitarre zu spielen und habe zwei Jahre später direkt mit meinem Jazzgitarre-Studium an der Folkwang Universität der Künste begonnen.

Wann hast du angefangen ernsthaft zu üben, wann wusstest du, dass du das zu deinem Beruf machen möchtest?

Hmm, im Prinzip ab dem Moment, ab dem ich wusste, dass man Musik studieren kann und das zu seinem Beruf machen kann. Das war denke ich so ein halbes Jahr nachdem ich angefangen habe Gitarre zu spielen.

Da ich wusste, dass ich nicht mehr lang Zeit habe, bevor ich mit der Schule fertig war, habe ich angefangen ernsthaft zu üben. Ich hatte immer Angst, dass ich viel zu schlecht war und da ich niemanden sonst kannte, der Musik studieren wollte bzw. Jazz gespielt hab, hab ich auf Verdacht geübt, dass alle anderen schon alles können .

Warst du damals öfter frustriert vom Üben? Hättest du dir mehr Tools gewünscht?

Ja auf jeden Fall – da ich ein ziemlicher Spätzünder, was Internet etc. angeht war, hatte ich, wenn überhaupt, mal ne Aufnahme zu der ich spielen konnte. Aber die meisten Aufnahmen waren zu schnell für mich. Meine größte Entdeckung damals, war glaube ich, dass es Gitarrenlooper gibt, bei denen man selber etwas einspielen konnte und dann noch zusätzlich dazu spielen konnte. Tools, wie Tonaly hätten mir das Üben sehr viel kreativer und einfacher gemacht.

Wie hat das Studium deine Art zu üben verändert? Bist du strukturierter geworden? Hast du mit einem festen Übeplan gearbeitet?

Ich denke, dass ich mich im Studium damit auseinander gesetzte habe, wie ich überhaupt lerne. Bei anderen Student*innen zu sehen, wie sie üben und wie viel sie üben, wann sie üben, welche Routinen sie haben, hat mich zu der Zeit stark beeinflusst. Wahrscheinlich sogar zu stark. Da ich mich immer mit anderen Musiker*innen verglichen habe, hatte ich Angst, dass ich nicht gut genug war. Also habe ich mir Routinen abgeguckt – "jeden Tag 6 Stunden üben, sonst bin ich zu schlecht." Im Endeffekt hat mir das aber nicht sonderlich viel Spaß gemacht und ich merkte, wie ich immer mehr auf Autopilot beim Musik machen gestellt habe. Ich denke, ich war einfach übersättigt, mit den täglichen tausenden Noten.

Um meine ungefähre Struktur, aber trotzdem zu erläutern: Ich habe viel daran gearbeitet eine komplette Übersicht über das Griffbrett zu haben – also Skalenübungen, bis zum geht nicht mehr. Terzen, Quarten, Quinten usw. in allen möglichen Lagen. Das gleiche mit Drei-, und Vierklängen. Immer mit Metronom an, weil meine Time nicht sonderlich gut war.

Ein anderer Part, der immer viel Zeit eingenommen hat, war Komposition. Und wenn es nur Ministücke waren, da erinnere ich mich noch sehr lebhaft dran, dass mir das am meisten Spaß gemacht hat. Darüber konnte ich dann auch das Solieren üben, neue Voicings (bzw. Akkorde) auschecken und auch an meiner Begleitung üben.

Wie sieht heute deine Übe-Routine aus? Übst du mittlerweile anders als im Studium?

Um ehrlich zu sein habe ich keine mehr. Nachdem ich sehr lange strukturiert geübt habe, habe ich irgendwann einen meiner Gitarrenheroes Reinier Baas gefragt, wie er "das-und-das" geübt habe. Seine Antwort war immer nur "I was just f*cking around with it." Und irgendwie ist mir das im Kopf hängen geblieben – dieses: "ich übe das einfach, weil es mir Bock macht und wenn ich keinen Bock mehr hab, dann übe ich das auch nicht."

Natürlich darf man das jetzt nicht so verstehen, dass es reicht, wenn man 5 Minuten übt, ohne irgendeine Art von Ergebnis zu haben und dann immer wieder was neues anfängt. Das ist denke ich eine sehr subjektive Sache: wenn man das Gefühl hat: "ich habe jetzt wirklich mein Bestes gegeben und habe (auch wenn es nur ein kleiner Erfolg sein mag) etwas mit meinem Üben erreicht" , dann reicht es zumindest bei mir manchmal, wenn ich am nächsten Tag, oder in der nächsten Woche, damit weiter mache.

Was nutzt du für Tools beim üben?

Mittlerweile benutze ich sehr oft meine DAW (also ein Musikprogramm, mit dem man sich aufnehmen kann). Die benutze ich, wie früher meinen Looper: Ich nehme mir meinen eigenen Backingtrack auf, zu dem ich dann spielen kann.

Dafür ist Tonaly super – manchmal möchte ich einfach nur zu irgendwas spielen, aber habe kein konkretes Stück, auf das ich zocken möchte. Dann kann ich innerhalb von Minuten ein paar Akkorde raus suchen, die mir gefallen. Da das Ganze so fix geht, kann man sogar mehrer Formteile in kürzester Zeit komponieren und so wird es auch nicht so schnell langweilig, wenn man das Ganze als Backingtrack benutzt.

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Tim Riddle – Someone

Welche Features von Tonaly gefallen dir am besten wenn du übst?

Für mich hat Gitarre üben mittlerweile sehr viel mit gleichzeitigem komponieren zu tun – so kann ich auch in diese Richtung meine Kreativität fördern. Aber Stücke immer auf dem gleichen Instrument zu schreiben kann auch sehr zäh sein – man hat einfach seine favorisierten Akkorde und Voicings auf seinem Instrument und das führt dazu, dass es manchmal lange dauert auch mal auf neue Ideen zu kommen.

Tonaly hilft mir mich darauf zu konzentrieren, was ich gerne hören würde und nicht was ich gerne auf der Gitarre spiele (das sind oft genug zwei verschiedene paar Schuhe). Ich komponiere innerhalb von kürzester Zeit ein Grundgerüst und kann von da aus weiterschauen.

Da die App ebenfalls eine Metronom Funktion hat, wie auch verschiedene Sounds, die man als Begleitung einstellen kann, kann ich sogar wenn ich unterwegs bin üben bzw. komponieren und alles über die App abspielen.

Wie motivierst du dich zum Üben wenn du mal kein Bock hast? Lässt du es dann sein oder meinst du eine "Daily routine" ist wichtig?

Ich glaube, dass kommt ganz auf den Lerntyp an: Bist du jemand, der durch kontinuierliches Arbeiten lernt und beispielsweise gut auswendig lernt? Dann ist eine Routine vielleicht genau das Richtige. Wenn man eher jemand ist, der impulsiv ist und auch beispielsweise in der Schule, oder der Uni sich nur schwer hinsetzen kann zum Pauken, dann ist das vielleicht nicht so förderlich. Leider muss man dann seinen eigenen Weg finden, wie es funktioniert und wie man seinen "Bock auf Üben" ohne Routine so hoch wie möglich hält.

Was würdest du anderen Musiker*innen empfehlen, die effektiver üben möchten?

Ich glaube, dass die mit Abstand effektivste Art zu lernen ist, Spaß zu haben. Was also für jeden der ein Instrument, Songwriting, oder Produktion lernen möchte, das wichtigste Augenmerk sein sollte ist: Wie kann ich dabei Spaß haben, und zu verstehen warum mir manche Sachen keinen Spaß machen?

Gibt es eine Möglichkeit Dinge, die mir langweilig erscheinen, aber vielleicht notwendig sind (zum Beispiel Musiktheorie oder Fingerübungen) interessanter zu gestalten.

Es geht darum möglichst lange am Ball zu bleiben und inspiriert zu sein. Und das läuft nun mal am einfachsten über Spaß. Wir sagen nicht umsonst, dass ein Instrument "gespielt" wird. Ich denke, für mich wäre gerade in meinen Anfängen eine App, wie Tonaly, ein super Tool gewesen, um dies noch einfacher zu erreichen und um noch schneller zu lernen.

Danke, Tim!

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